Demenz und Alzheimer – Was ist das?

Demenz- Was ist das?

Liebe Patienten,

den Welt- Alzheimertag- der 21. September und die Tatsache, dass momentan etwa 1,4 Millionen Demenzerkrankte in Deutschland leben, nehmen wir zum Anlass um Ihnen die Krankheit Demenz und den Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer genauer zu erläutern.

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die Krankheit, die Symptome, den Verlauf und den Therapiemöglichkeiten und Sie erhalten Tipps im Umgang mit Demenz-Patienten.

1. Definition

Demenz ist ein Oberbegriff für mehr als 50 verschiedene Krankheitsformen, die unterschiedlich verlaufen, aber alle zum Verlust der geistigen Leistungsfähigkeiten wie Denken, Erinnern und Orientierung führen.

Oft wissen Betroffene aber auch Angehörige nicht, wie sie den Alltag mit den Hürden der zunehmenden Vergesslichkeit meistern sollen. Wo wohne ich? Wer bist du? Was wollte ich jetzt eigentlich erledigen? So könnten die Gedanken der Betroffenen lauten.

2. Welche Formen von Demenz gibt es?

Grundsätzlich wird zwischen primären und sekundären Demenzen unterschieden. Sekundäre Demenzen entstehen in Folge einer bereits bestehenden Grunderkrankung wie zum Beispiel Gehirnverletzungen oder Tumore. Bekannt ist zudem die Demenz bei der Parkinson Krankheit.  Auch einige Arzneistoffe wie Gifte, Drogen oder Alkoholmissbrauch können zu einer Demenz führen.

Zu den primären Demenzen zählt die Alzheimer- Krankheit, die mit ca. 2/3 der Betroffenen die meist vorkommende Form der Demenz ist. Gründe hierfür liegen im Absterben bestimmter Nervenzellen und Nervenverbindungen im Gehirn. Betroffen sind vor allem die Regionen, die für Gedächtnis, Denken, Orientierung und Sprache zuständig sind. Die Ursachen hierfür sind zwar noch nicht endgültig geklärt, fest steht aber, dass überschüssige Eiweißpartikel eine entscheidende Rolle spielen. Auch erbliche Faktoren können beteiligt sein. Betroffen sind häufig Patienten ab 65 Jahren.

Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Demenzform und findet ihren Ursprung in Durchblutungsstörungen. Verantwortlich für die Durchblutungsstörungen sind kleine Schlaganfälle, also krankhafte Veränderungen der Gefäße, wodurch das Gewebe des Gehirns zerstört wird. Die Symptome der vaskulären Demenz ähneln der der Alzheimer- Krankheit im Anfangsstadium, setzen jedoch schneller und heftiger ein.

Eine andere Form der Demenz ist die Lewy- Körperchen- Demenz. Diese ähnelt der Alzheimer-Krankheit und hat auch ähnliche Ursachen: In den Nervenzellen des Gehirns lagern sich Eiweißreste ab, die nicht richtig abgebaut werden. Typische Symptome sind Halluzinationen, das Gedächtnis bleibt jedoch oftmals länger erhalten.

Die Frontotemporale Demenz, auch Pick-Krankheit oder Morbus Pick genannt, gehört zu den selteneren Formen der Demenz. Die Krankheit äußert sich mit anderen Symptomen. Meist ändert sich die Persönlichkeit der Betroffenen. Sie sind leicht reizbar und verhalten sich oft unsozial, während ihr Gedächtnis weitgehend erhalten bleibt. Ursache liegt in den betroffenen Hirnregionen. Bei der frontotemporalen Demenz sind zuerst die Regionen betroffen, die das soziale Verhalten steuern.

3. Verlauf/ Stadien

Da sich die Symptome der Demenz bei den verschiedenen Formen oft ähneln, lässt sich der Verlauf der Krankheit in drei Stadien einteilen.

1. Frühes Stadium

Im frühen Stadium weisen Betroffene oft Probleme im Kurzzeitgedächtnis auf. Neue Informationen können nur schlecht behalten werden und Gegenstände werden zunehmend verlegt. Beispielsweise wissen Betroffene am Ende von gelesenen Zeitungsartikeln nicht mehr worum es ging, haben Schwierigkeiten sich auf Gespräche zu konzentrieren und leiden unter Wortfindungsstörungen. Auch treten erste Probleme in der räumlichen Orientierung auf. So finden sich Patienten in neuen Umgebungen oft nicht zurecht.

Diese Phase der Krankheit kann fünf bis zehn Jahre, oder auch länger anhalten. Betroffene bauen sich oft aus Scham und Angst einen Schutzwall von Ausreden auf um die Symptome vor Anderen zu verheimlichen.

2. Mittleres Stadium

In diesem Stadium verschlechtern sich Sprache und Sprachverständnis der Betroffenen zunehmend. Es zeigen sich Fehler im Satzbau, Antworten werden floskelhaft gegeben und in Unterhaltungen verlieren Betroffene oft den “roten Faden” und können dem Gesprächsverlauf nicht mehr folgen. Zudem wird der Informationsabruf aus dem Langzeitgedächtnis und die zeitliche und räumliche Orientierung zunehmend schwerer. Tageszeiten und Daten werden oft durcheinander gebracht. Bei vielen Betroffenen ist auch der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört.

In dieser Phase kann es zu Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen der Betroffenen kommen. Dies äußert sich z.B. in Aggression, Ratlosigkeit oder Zurückhaltung.

3. Spätes Stadium

Im späten Stadium können Schluckbeschwerden auftreten und die Betroffenen sind aufgrund der ausbleibenden Kommunikation und Orientierung, sowie dem Kontrollverlust von Körperfunktionen (Blase- und Darmkontrolle) auf Hilfe angewiesen.

4. Medikamentöse/ nicht medikamentöse Therapie

An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass Demenz nicht heilbar ist. Aber durch eine gute medikamentöse als auch nicht medikamentöse Therapie lässt sich der Verlauf der Krankheit hinauszögern und die Lebensqualität der Betroffenen steigern. Je früher eine Diagnose feststeht, desto besser lassen sich die Symptome behandeln.

Mit Medikamenten, insbesondere im frühen und mittleren Stadium der Erkrankung, können die Alzheimer-Symptome gelindert und der Krankheitsverlauf hinausgezögert .werden. Häufig verschreiben Ärzte Mittel gegen Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen (Antidementiva) sowie gegen Depressionen (Antidepressiva) und gegen aggressives Verhalten und Wahnvorstellungen, die nicht anders beeinflussbar sind (Neuroleptika).

Eine nicht medikamentöse Therapie kann verschiedene Behandlungsmethoden umfassen und ist bei jedem Patienten individuell abzustimmen. Vielen Patienten hilft , vor allem kurz nach der Diagnosestellung und der damit verbundenen Unsicherheit, Wut, Angst und oft auch Depression, eine Verhaltenstherapie, unterstürzt durch Psychologen oder Psychotherapeuten.

Logopädie befasst sich mit der Behandlung von Sprachstörungen, worunter die typischen Wortfindungsstörungen bei Demenzerkrankten fallen. Ziel ist die Aufrechterhaltung der Kommunikationsfähigkeit und Verbesserung der Gedächtnisleistungen. Im späteren Stadium der Krankheit widmet sich die Logopädie zudem den Schluckstörungen, die oft als Begleiterscheinung auftreten.

Ergotherapie hilft Alltagskompetenzen  aufrecht zu erhalten. Physiotherapeuten helfen die Beweglichkeit zu fördern und den Umgang mit Hilfsmitteln zu erlernen.

Die Millieutherapie zielt darauf ab, Wohn- und Lebensräume so umzugestalten, dass  sich Betroffene darin wohlfühlen und weiterhin zurechtfinden.

Die autobiografische Arbeit stellt eine Möglichkeit dar, mit Fotoalben, Büchern und persönlichen Gegenständen positive Erinnerung an frühere Lebensabschnitte zu bewahren und damit eine Sicherheit für die Betroffenen zu schaffen. Zudem kann dies im späteren Stadium dabei helfen Reaktionen und Äußerungen der Betroffenen zu verstehen.

5. Tipps im Umgang

Im Laufe der Krankheit wird es immer schwieriger mit den Betroffenen zu kommunizieren. Wichtig ist es, sich immer wieder in die Situation des Betroffenen hineinzuversetzen und ruhig zu bleiben, auch wenn dies oft schwer fällt.

Kommunikation:

  • Betroffene brauchen wie alle Menschen Lob, kritisieren Sie nicht und zeigen Fehler auf, sondern loben Sie gute Taten und Erfolge.
  • Betroffene brauchen oftmals Zeit über nächste Schritte oder Antworten nachzudenken, geben Sie diese Zeit.
  • Stellen Sie kurze Fragen und formulieren Sie am besten so, dass sie sich mit Ja oder Nein beantworten lassen.
  • Stellen Sie vor jedem Gespräch Blickkontakt her und sprechen Sie den Betroffenen namentlich an.
  • Reden Sie langsam, deutlich und in kurzen Sätzen. Vermeiden Sie Ironie oder übertragene Bedeutungen – dies verstehen Betroffene oft nicht mehr.
  • Wiederholen Sie wichtige Informationen.
  • Vermeiden Sie Diskussionen.
  • Nehmen Sie Anschuldigungen und Vorwürfe nicht persönlich und versuchen Sie nicht mit starken Gegenreaktionen zu reagieren. Oft sind Vorwürfe Ausdruck von Hilflosigkeit und Frustration.
  • Oftmals sagen Blicke und Berührungen mehr als tausend Worte.

Orientierung:

  • Sorgen sie für einen möglichst gleichbleibenden Tagesablauf, eine klare Struktur und feste Regeln helfen den Betroffenen oftmals
  • Um die Orientierung zu bewahren können Notizen, Raumkennzeichnungen, Kalender und Uhren eine Unterstützung bieten
  • Falls der Betroffene Orientierungsschwierigkeiten hat und dazu neigt das Haus zu verlassen, ist ein Armand oder Zettel mit Namen (und ggf. Adresse oder Telefonnummer) hilfreich
  • Achten Sie auf Stolperfallen im Haus und sichern Sie ggf. Strom-, Gas- oder Küchengeräte

Halluzinationen:

Oft leiden Betroffene unter Halluzinationen, Sinnestäuschungen oder Wahnvorstellungen und sehen, hören oder riechen etwas was gar nicht da ist. Es wird beispielsweise geglaubt persönliche Gegenstände würden geklaut.

  • Vermitteln Sie das Gefühl das alles in Ordnung ist und bleiben ruhig. Versuchen Sie nicht dem Betroffenen seine Überzeugung auszureden, denn er nimmt dies wirklich so wahr.

Pflege:

  • Erhalten sie weitestgehend die Selbstständigkeit der Betroffenen und lassen Sie Aufgaben selbstständig erledigen
  • Haben Sie ein Auge auf die tägliche Medikamenteneinnahme
  • Eine auszureichende Flüssigkeitsaufnahme ist wichtig um vor Dehydration zu schützen und fördert die geistige Fähigkeit
  • Wichtig: Vergessen Sie nicht ihr eigenes Leben und nehmen Sie Anzeichen von Erschöpfung und Überforderung war! Holen Sie sich Hilfe von ausgebildetem Personal wie Pflegediensten oder Selbsthilfegruppen. Ihr Arzt und auch die Krankenkassen können Sie diesbezüglich beraten.

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