Schluckstörung (Dysphagie) Teil 1- Definition, Schluckablauf, Symptome, Ursachen

Schluckstörung (Dysphagie)

1. Was ist eine Schluckstörung?

Essen und Trinken ist nicht nur überlebensnotwendig, sondern bietet jedem Menschen, jeden Alters, ein hohes Maß an Lebensqualität, da die tägliche Mahlzeit nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern auch soziale Interaktion und Kommunikation ist. Die Erfahrung, nicht (mehr) richtig essen und trinken zu können, führt zu einer erheblichen Einschränkung des Alltags. An Stelle von Genuss tritt die Angst vor dem Verschlucken oder sogar der Verzicht auf eine natürliche Nahrungsaufnahme.

Die Schluckstörung  (Dysphagie) ist ein komplexes Störungsbild. Sie kann sowohl im Säuglings- und Kleinkind- als auch im Erwachsenenalter auftreten und wird durch verschiedene Ursachen ausgelöst, die im weiteren Verlauf beschrieben werden.  Widmen wir uns zunächst den Grundlagen. Um eine Fehlfunktion/Störung des Schluckens zu verstehen, sollte der physiologische/korrekte Ablauf bekannt sein.

Der Schluckakt ist ein hochkomplexer Prozess zum Transport von Speichel, Nahrung und Flüssigkeiten vom Mundraum in den Magen, an dem 50 Muskelpaare und 6 Hirnnerven beteiligt sind. Dysphagie bezeichnet die Unfähigkeit eine oder all diese Konsistenzen sicher vom Mund in den Magen zu transportieren. Der Schluckakt ist unterteilt in 4 Phasen, die im Folgenden beschrieben werden.

Schluckstörung (Dysphagie)

Schluckstörung (Dysphagie)

2. Phasen des physiologischen Schluckablaufs

1. orale Vorbereitungsphase (Kauphase):

Die orale Vorbereitungsphase beschreibt die Aufnahme von Flüssigkeiten oder Nahrung in den Mund und beeinflusst außerdem die Voreinstellung der Lippen und regt die Speichelproduktion an. Beim Anblick eines Apfels bereiten wir uns beispielsweise darauf vor, den Mund weit zu öffnen, um zubeißen zu können. Im Mund werden Speisen zerkleinert, mit Speichel vermischt und auf der Zunge sensorisch untersucht. Beschaffenheit, Geschmack, Temperatur und Volumen werden überprüft und beeinflussen den Ablauf des Zerkleinerns bzw. Kauens. Die Dauer dieser Phase ist stark variierend und willentlich beeinflussbar.

2. orale Phase (Transport durch den Mundraum):

Der zu einem schluckfertigen Bissen geformte Speisebolus wird auf der Zunge platziert und mit einer Wellenbewegung über die Hinterzunge in den Oropharynx (Mundrachen) transportiert, bis zur Auslösung des Schluckreflexes. Die Dauer der oralen Transitzeit beträgt ca. 1 Sekunde.

3. pharyngeale Phase (Transport durch den Rachenraum):

Die pharyngeale Phase beginnt, wenn der Schluckreflex ausgelöst wird. Dies geschieht, wenn der Speisebolus den vorderen Gaumenbogen passiert hat. In dieser Phase wird der Speisebolus durch eine reflexgesteuerte Bewegungskette unter gleichzeitigem Schutz der Atemwege vom Oropharynx (Mundrachen) in den Hypopharynx (unterer Schlundbereich) befördert.

4. ösophageale Phase (Transport durch die Speiseröhre):

Transport des Bolus durch den Ösophagus (Speiseröhre) in den Magen. Der Speisebolus gelangt in dieser letzten Phase in den Ösophagus (Speiseröhre) und wird mittels peristaltischer Wellen in den Magen befördert. Dieser reflektorische Ablauf dauert ca. <20 Sekunden, je nach Beschaffenheit des Bolus und Alter der Person.

3. Symptome einer Schluckstörung

In jeder Phase des Schluckens, kann es zu Störungen des Ablaufs kommen. Das Ausmaß der Beeinträchtigung hängt sowohl davon ab, wie stark die einzelne Phase betroffen ist als auch wie viele Phasen Störungen aufweisen.  Folgende Symptome bzw. Änderungen beim Ess- und Trinkverhalten können auf eine Dysphagie hinweisen. Sollten Sie dies bei sich oder einer anderen Person beobachten, suchen Sie zur genaueren Abklärung unbedingt einen Arzt auf.

- ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals

- Steckenbleiben von Nahrung / Flüssigkeiten in der Kehle

- Erstickungsanfälle bzw. Husten nach dem Essen / Trinken

- eine “feuchte” oder gurgelnde Stimme nach dem Schlucken

- Herauslaufen von Speichel aus dem Mund

- Kauschwierigkeiten/ -störungen

- eine verminderte Beweglichkeit der Zunge

- ein fehlender Würgereflex

- gestörte Sensibilität (Gefühlswahrnehmung) im Mund-Rachen-Bereich

- kleinere Nahrungsmengen und/oder verminderte Nahrungs- oder Trinkmenge

- veränderte Haltung beim Schlucken (z.B. Vorneigung des Kopfes)

- unklare Fieberschübe, akute oder wiederkehrende Lungenentzündungen

3. Erkrankungen als Ursache

Eine Dysphagie kann aufgrund  verschiedener Erkrankungen auftreten. Dazu zählen neurologische Erkrankungen, darunter Muskel- oder Nervenkrankheiten, Erkrankungen im Hals und Rachen, Kopfverletzungen, sowie krankhafte Veränderungen der Speiseröhre und deren Umgebung im Brustraum. Im Folgenden haben wir Ihnen einen groben Überblick zusammengestellt:

- Schlaganfall

- Demenz

- Bewusstseinsstörungen

- Herz-Kreislauf-Erkrankungen

- Lyme-Borreliose bzw. Neuroborreliose und andere infektiöse Entzündungen (Enzephalitis) des Nervensystems

- Schädel-Hirn-Trauma

- Schluckstörungen im hohen Lebensalter (Presbyphagie)

- Rückflusskrankheit (gastroösophageale Refluxkrankheit; engl. Abkürzung: GERD)

- Entzündungen und Geschwüre der Speiseröhre

- Guillain-Barré-Syndrom

- entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Multiple Sklerose)

- degenerative Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Morbus Parkinson)

- Tumore im Gehirn

- Krebserkrankungen im Halsbereich, der Speiseröhre und im Übergang zum Magen

- Tumoroperationen und Bestrahlung im Bereich der Schluckwege (Mund, Hals/Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre

- amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

- Myasthenia gravis

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