Berufssprecher- optimaler Stimmgebrauch, Risikofaktoren und präventive Maßnahmen

Sie sind Lehrer/in, Sänger/in, Telefonist/in, Erzieher/in oder brauchen Ihre Stimme für einen anderen Beruf?

Dann sind Sie Berufssprecher und sind für das Ausüben Ihres Berufes von Ihrer Stimme abhängig. Die Stimme wird dabei einer großen Belastung ausgesetzt und muss in allen Momenten und unter allen Umständen einsatzbereit sein. Ein optimaler Stimmgebrauch ist daher von großer Wichtigkeit um Stimmproblemen vorzubeugen.

Berufssprecher

Berufssprecher

Jemand der seine Stimme beruflich einsetzt, spricht länger und intensiver als Jemand für den die Stimme im Beruf von geringerer Bedeutung ist. Viele wissen oft nicht, wie sie ihre Stimme optimal einsetzen und/ oder schonen. Somit setzen sich Berufssprecher einer hohen Stimmbelastung aus und gehen das Risiko von Stimmproblemen ein.

Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Risikofaktoren für Stimmprobleme und präventive Tipps. Beachten Sie, dass es sich hierbei lediglich um allgemeine Informationen handelt. In unserer Praxis werden nach einer ausführlichen Diagnostik individuelle Übungspläne erstellt, die genau auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Für weitergehende Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Achtung:  Andauernde Stimmprobleme wie Heiserkeit, bedürfen einer Abklärung durch einen HNO-Arzt.

Risikofaktoren

Menschen reagieren individuell auf verschiedene Situation und Faktoren denen sie begegnen. Dennoch gibt es allgemeine Risikofaktoren, die einen negativen Einfluss auf die Stimme haben. Dabei spielen stimmbelastende Faktoren, körperliche Faktoren, umgebungs-, und psychologische Faktoren eine wichtige Rolle.

Stimmbelastende Faktoren:

  • Häufiger und übermäßiger Stimmgebrauch kann Stimmstörungen hervorrufen. Das Sprechen mit falscher Tonlage, der unnatürliche Gebrauch von Intonation und vor allem häufiges lautes Sprechen oder Schreien wirken sich stimmschädigend aus.
  • Häufiges Husten und Räuspern stellen eine hohe Kehlkopfbelastung dar und sind schädlich für die Stimmlippen.
  • Alkohol und Tabak führen zu Schleimhautschäden und kann Entzündungen und Schwellungen hervorrufen.
  • Medikamente können ebenfalls Nebenwirkungen wie Gewebeveränderungen und Austrocknungen der Stimmlippen hervorrufen.

Körperliche Faktoren:

  • Wenn sich Allergien und Infektionen in der Höhe der Nase, Kehle oder Lunge manifestieren, kann dadurch die Stimmgebung beeinträchtigt und geschädigt werden.
  • Asthma: Durch Anfälle von Kurzatmigkeit, Atemnot und Hustenanfällen kann ein Asthmapatient unter Stimmmüdigkeit, verminderter Stimmbeherrschung und  verminderter Tragkraft und Stärke der Stimme leiden.
  • Aufsteigende Magensäure in die Speiseröhre und Kehle hat einen sehr reizenden Effekt (Reflux).
  • Hormonelle Veränderungen können Stimmveränderungen wie Stimmmüdigkeit, Stimminstabilität und verminderte Tragkraft hervorrufen.
  • Ein schlechtes Gehör kann zu veränderter Tonlautstärke/ Tonhöhe führen und stimmbelastend wirken.
  • Bei Stimmmüdigkeit klingt die Stimme kraftlos, instabil und kann zu Veränderungen der Tonlage führen.

Umgebungsfaktoren:

  • Die  Akustik eines Raumes kann sich oft auf unser Sprechverhalten auswirken.  Die akustischen Eigenschaften werden durch das Echo eines Geräusches und den anwesenden Hintergrundlärm bestimmt. Wenn diese Reflektion langsam verläuft wird es schwieriger die Sprache zu verstehen. Schlechte akustische Eigenschaften sind deshalb sehr stimmbelastend.
  • Lärm: Spricht man mit geräuschvollem Hintergrund, ist man sich oft nicht bewusst wie laut man spricht. Meistens neigt man dazu lauter und mit höherer Tonlage zu sprechen. Langes Sprechen in lauter Umgebung ist sehr stimmbelastend.
  • Eine Luftfeuchtigkeit von 40-50% ist ideal für die Stimme. Bei zu trockener Luft werden die Schleimhäute des Kehlkopfes gereizt.
  • Luftverschmutzung (z.B. Kreide, Hausstaub) reizt ebenfalls die Schleimhäute und Atemwege und kann zu Schwellungen der Stimmlippen führen.
  • Die Klimaanlage kann einen austrocknenden Effekt auf die auf die Schleimhäute haben.
  • Durch Reisen ist man auch oft Klimaveränderungen ausgesetzt. Diese Veränderungen können auch Einfluss auf die Stimme haben.

Psychologische Faktoren:

  • Durch Stress, Angst und besondere Emotionen alarmiert das Nervensystem eine Anzahl körperlicher Systeme. Hierdurch bereitet sich unser Körper auf das Reagieren auf Gefahr vor. Die Atmung wird schneller und höher, der Herzschlag wird erhöht und der Kehlkopf nimmt eine höhere Position ein. Die Stimmbänder werden hierdurch angespannt geschlossen. Aufgrund dieser Reaktionen klingt die Stimme sehr angespannt und kann zu Veränderungen der Tonlage führen. Bleibt der Angst- und Stresszustand länger bestehen, kann die Stimme dauerhaft geschädigt werden. 

Stimmhygiene

Um Stimmproblemen vorzubeugen sollten stimmhygienische Tipps eingehalten werden. Diese Tipps beziehen sich auf den Stimmgebrauch, das Raumklima, die Ernährung und die Aussetzung von Schadstoffen.

Stimmgebrauch:

1. Vermeiden Sie übermäßiges Husten und Räuspern

Tipp:

  • Besser ist es öfters zu schlucken, denn dies entspannt den Kehlkopf.
  • Trinken Sie viel, damit die Schleimhäute nicht austrocknen.
  • Machen Sie Gebrauch von einem leichten hüsteln: Mit Druck wird Luft durch den Bauch nach draußen geblasen (wie bei der Produktion des /h/). Der starke Luftstrom bläst den Schleim von den Stimmbändern.
    2. Nicht flüstern, schreien oder rufen

Tipp:

    • Benutzen Sie ein Mikrofon, damit Sie Ihre Stimme nicht anstrengen müssen.
    • Machen Sie Gebrauch von Mimik und Gebärden, denn dies unterstützt die Äußerung von Gefühlen.

3. Vermeiden Sie übermäßiges Sprechen in geräuschvoller Umgebung

Tipp:

  • Legen Sie Stimmpausen ein.
  • Reduzieren Sie Ihre Sprechzeiten.
  • Schauen Sie stets Ihren Gesprächspartner an und artikulieren Sie deutlich.
  • Sprechen Sie langsam.
  • Sprechen Sie in einer normalen Tonhöhe und Lautstärke.

Raumklima:

    4. Vermeiden Sie schlecht durchlüftete, überheizte und trockene Räume

Tipp:

  • Lüften Sie regelmäßig die Räume.
  • Achten Sie auf die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit.

Ernährung:

5. Achten Sie auf Ihre Essgewohnheiten:

Nehmen Sie sehr kalte, heiße oder scharfe Speisen nur in Maßen zu sich, denn diese führen zu Schleimhautreizungen. Achten Sie auf Konservierungsmittel, denn diese können zur Übersäuerung des Magens und zum Rückfluss des Mageninhalts führen (Sodbrennen).

Getränke:

            6. Trinken Sie viel:

Pro Tag sollten mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit aufgenommen werden. Dazu gehören vor allem Wasser, Tee und Säfte, jedoch keine alkoholischen Getränke.

7. Vermeiden Sie Koffein:

Übermäßiger Konsum von Koffein hat einen austrocknenden Effekt auf die Stimmbänder.

Schadstoffe:

      8. Reduzieren Sie den Alkoholgenuss, denn dies führt zu Schleimhautreizungen.

9. Reduzieren Sie Ihren Tabakgenuss, denn dies führt zu Schleimhautschäden.

10. Vorsicht im Umgang mit Medikamenten:

Hierdurch können ebenfalls Nebenwirkungen wie Gewebeveränderungen und Austrocknungen der Stimmlippen hervorgerufen werden.

Die Körperhaltung und Atmung als Voraussetzungen für eine optimale Stimmgebung

Übungsbeispiele:

Die Voraussetzung für eine gute Stimmgebung ist eine aufrechte Haltung. Eine aufrechte Haltung kann zu einer Verbesserung der Stimmproduktion beitragen und bestimmt die Qualität der Stimme, das Stimmvolumen und die Tonhöhe. Sowohl die allgemeine Körperhaltung als auch die Kopfhaltung spielen eine wichtige Rolle bei der Stimmgebung. Eine falsche Körperhaltung kann bewirken, dass die Lungen eingedrückt werden oder sich die Bauchdecke nicht frei nach vorne bewegen kann.

Auch die Atmung wird durch die Haltung beeinflusst.  Durch eine erhöhte Körperspannung oder eine krumme Körperhaltung kann sich die Atmung so verändern, dass die Atemräume nicht mehr optimal genutzt werden. Sichtbar wird dies durch starkes Heben des Brustkorbes oder der Schlüsselbeine während der Einatmung. Die Bewegungen der Bauchdecke sind teilweise nicht mehr vorhanden. Die Aktivität des Zwerchfells ist eingeschränkt. Die Stärke des für die Stimme wichtigen Ausatemstromes verändert sich. Der Stimmklang und die Stimmbelastung können beeinträchtigt werden.

Im Folgenden finden Sie einige praktische Übungen zur physiologischen Körperhaltung und Atmung.

Haltung im Stehen:

In zehn Schritten zu einer physiologischen aufrechten Körperhaltung im Stehen:

  1. Füße stabil auf den Boden stellen.
  2. Füße hüftbreit  und parallel stellen.
  3. Gewicht auf beide Füße verteilen.
  4. Wirbelsäule und Brustbein aufrichten.
  5. Kniegelenke lösen und die Knie nicht überstrecken.
  6. Das Becken kippen (als ob man den Reißverschluss der Hose schließen möchte).
  7. Oberkörper aufrecht halten, Schultern nach hinten und Kopf gerade halten.
  8. Die Arme hängen locker neben dem Körper.
  9. Geradeaus schauen, so dass das Kinn im rechten Winkel zum Oberkörper steht.
  10. Das Kinn nicht nach oben oder nach vorne strecken.

Haltung im Sitzen:

Setzen Sie sich auf das vordere Drittel eines Stuhles oder noch besser eines Hockers. Die Füße setzen Sie wieder parallel und hüftbreit auseinander. Dann richten Sie Ihre Wirbelsäule auf.

Im Sitzen sollten Sie 4 rechte Winkel feststellen können: In den Fußgelenken, den Kniegelenken, in den Hüftgelenken und zwischen Hals und Kinn. Dementsprechend sollten Sie Ihre Sitzhöhe ausrichten. Sitzen Sie besser etwas höher. Zu niedriges Sitzen wirkt sich ungünstig auf die Atmung aus.

Atemwahrnehmung im Liegen:

Legen Sie sich bequem auf eine relativ gerade Liegefläche und schleißen Sie die Augen. Begeben Sie sich gedanklich an einen Ort, an dem Sie gut entspannen können. Legen Sie nun eine Hand auf Bauchnabelhöhe und fühlen Sie die Bewegung Ihrer Bauchdecke. Nehmen Sie wahr, wie sich Ihre Bauchdecke hebt und senkt. Beobachten Sie nun diese Bewegung im Zusammenhang mit der Atmung. Normalerweise hebt sich Ihre Bauchdecke bei der Einatmung und senkt sich bei der Ausatmung; anschließend entsteht eine kurze Atempause und der Atemvorgang beginnt von Neuem. Sie können diese Bewegungen noch etwas verdeutlichen, indem Sie ein schwereres Buch auf den Bauch legen.

Atemwahrnehmung im Stehen:

Nehmen Sie den Haltungsaufbau im Stehen ein. Legen Sie eine Hand auf den Bauchnabel. Spüren Sie wieder die Bewegungen Ihrer Bauchdecke. Auch hier sollte sich die Bauchdecke bei der Einatmung heben und bei der Ausatmung senken. Danach kommt es wieder zur Atempause.

Sollte dies nicht funktionieren, versuchen Sie Folgendes: Atmen Sie aus, wobei Sie eventuell mit der Hand leicht nachdrücken um den Bauch nach innen zu bewegen. Warten Sie einen Moment, bis Sie das Bedürfnis nach Luft im Bauch verspüren. Lassen Sie dann den Bauch locker, so dass er nach außen fällt. In diesem Moment kommt es automatisch zur Einatmung.

Atemvertiefung mittels Schaukelbewegungen

Setzen Sie sich am besten auf einen Hocker oder quer auf einen Stuhl. Winkeln Sie ein Bein an und umfassen Sie es mit den Händen. Beginnen Sie zu schaukeln, als ob Sie ein Schaukelstuhl wären. Nehmen Sie dann Ihre Atmung wahr. Auf die Vorwärtsbewegung atmen Sie aus, es folgen eine minimale Pause und anschließend auf die Rückwärtsbewegung die Einatmung.

Atemstromverlängerung

Lassen Sie die Luft ganz normal einströmen, d.h. holen Sie nicht extra tief Luft. Atmen Sie dann tonlos (also ohne Stimme) möglichst lange und gleichmäßig dosiert auf folgende Laute aus:

„ f “

„ s “

„ sch“

„ ch“

Versuchen Sie dabei eine Atemstütze aufzubauen, indem Sie die Einatmungsstellung der Atemmuskulatur möglichst über ca. 2/3 der Ausatmung beibehalten. Es darf dabei keine zusätzliche Spannung aufgebaut werden.

Die Ausatemdauer kann bei regelmäßigem Üben auf ca. 20 Sekunden gesteigert werden.

 

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